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Überlebenskampf Sepsis

Aufgrund einer Streptokokken-Infektion erkrankte Heike Spreter-Krick aus Oberbayern an einer Sepsis. Als eine der Wenigen hat sie die Blutvergiftung überlebt, leidet aber nach Jahren noch an den Folgen. Die schwere Krankheit beeinträchtigt ihr Leben, sie hat ihm aber auch eine positive Wendung gegeben. Ihre Erfahrungen hat sie in einem Buch verarbeitet.
Vergrößerung des Bildes für Frau Heike Spreter-Krick sitzt auf einer Parkbank.
Heike Spreter-Krick                                  ©Marion Vogel 
Leben auf der Alm, das war der Kindheitstraum von Heike Spreter-Krick. Im Sommer 2021 erfüllte er sich. „Die Arbeit in den Bergen mit den Tieren, die Käserei, die Nähe zur Natur – alles war genau so, wie ich es mir gewünscht hatte“, blickt sie zurück. Dass bei diesen Tätigkeiten Insektenstiche und Erkältungen nicht ausbleiben, war klar. Deshalb machte sich Spreter-Krick auch keine Gedanken über Schluckbeschwerden, als das Wetter regnerisch und kalt war. Es war für sie zunächst belanglos, sie kümmerte sich nicht weiter darum. Diese Nachlässigkeit hätte der jungen Frau fast das Leben gekostet. Grund für die Schluckbeschwerden waren Streptokokken. Über die Blutbahn wanderten die Krankheitserreger rasch weiter. „Mein Körper konnte die sich entwickelnde Infektion nicht bewältigen“, weiß sie heute. 

Eine Sepsis bahnte sich an. 

„Ich hatte damals keine Ahnung, wie sich eine Blutvergiftung ankündigt. Jetzt könnte ich die Anzeichen besser deuten. Ich hatte entsetzliche Halsschmerzen, so dass ich meinen natürlichen Schluckreflex am liebsten abgestellt hätte. Dann kam dieser Schüttelfrost. Ich fühlte mich so elend und krank wie noch nie zuvor. Irgendwann tat mir der Oberarm weh. Ich konnte nicht mehr auftreten, auf einem Bein überhaupt nicht mehr stehen“, zählt sie auf. Statt möglichst schnell einen Arzt aufzusuchen, versuchte sie, sich mit Bettruhe selbst zu kurieren. „Ich wollte nur noch im Warmen liegen und schlafen.“ Erst als sie schließlich die Besinnung verlor, erkannte ihr Arbeitgeber, der wie sie auf der Almhütte wohnte, wie dringend seine Mitarbeiterin ärztliche Hilfe benötigte. Wertvolle Stunden sind so verloren gegangen. Die Sepsis forderte bereits ihren Preis. Heike Spreter–Krick erlebte die folgende Zeit wie im Nebel. „Ich erinnere mich kaum an den Rettungshubschrauber und die Intensivstation.“ Wochenlang rangen Ärzte um das Leben der Patientin. Als sie wieder zu sich kam, war nichts mehr wie zuvor. Krankenhaus- und Reha-Aufenthalte, stationäre und ambulante Therapien bestimmten von nun an ihren Alltag. „Zum Glück hatten die Ärzte die Sepsis von Anfang an auf dem Schirm und haben sofort richtig behandelt.“ Ihre Eltern machten Heike Spreter-Krick auf die Sepsis-Stiftung aufmerksam. 
Vergrößerung des Bildes für Heike Spreter-Krick sitzt auf einem Krankenbett im Krankenhaus. An ihren Beinen trägt sie Schienen.
©Heike Spreter-Krick

Sepsis-Stiftung unterstützt

„Ich hatte viele offene Fragen, vor allem, wie ich mich vor einer erneuten Sepsis schützen sollte. Von der Stiftung wurde ich wurde super betreut und beraten. Seitdem stehen wir in Kontakt“, sagt sie. Die Arbeit der Sepsis-Stiftung ist für die junge Frau inzwischen sehr wichtig geworden. „Gerade die Aufklärung über die Spätfolgen einer Sepsis Erkrankung ist für mich elementar. Man sieht es mir zum Glück nicht an, aber die gesundheitlichen Herausforderungen beeinflussen mein tägliches Leben sehr. Durch die Stiftung kommt die Sepsis immer mehr aus ihrem Schattendasein. Das weckt Verständnis in der Öffentlichkeit und hilft allen Betroffenen sehr

Heute, drei Jahre nach der Erkrankung, ist die junge Frau weiter in ärztlicher und psychotherapeutischer Behandlung. Regelmäßig bekommt sie physiotherapeutische Anwendungen. Die junge Frau kämpft sich durch. Sie hat inzwischen viel erreicht auf ihrem Weg zurück ins Leben. Einige Einschränkungen werden sie jedoch für immer begleiten. Sie sind zum Teil bedingt durch eine Herzklappenentzündung, die während der Sepsis auftrat, zum Teil durch nekrotisches Gewebe in den Füßen, das entfernt werden musste, und durch Schlaganfälle – beides Folgen der Blutvergiftung. So fasst sie zusammen: „Meine Füße schmerzen heute bei jedem Schritt, den ich tue. Ich habe Taubheitsgefühle in den Zehen, mein Herz funktioniert nicht mehr richtig und meine Konzentrationsfähigkeit habe ich zum Teil eingebüßt. Außerdem werde ich sehr schnell so müde, so dass ich kaum mehr leistungsfähig bin.“ Spreter-Krick ist sehr dankbar für ihre Erwerbsminderungsrente: „Ich kann mich dadurch ganz darauf konzentrieren, körperlich und seelisch weiter gesund zu werden.“ Zwar hat sie die Blutvergiftung überstanden, die Angst davor ist jedoch geblieben. „Es ist so ein Ohnmachtsgefühl. Eine solche Infektion kann jederzeit wieder eintreten“, sagt sie. Was dann? Um sich zu schützen, lässt Spreter-Krick sich in Absprache mit ihrem Ärzte-Team regelmäßig gegen Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Grippe impfen. Damit nimmt sie ihrem geschwächten Körper viel Arbeit im Kampf gegen Viren und andere Krankheitserreger ab.  

Vergrößerung des Bildes für Heike Spreter-Krick bei der Herstellung von Käse.
©Heike Spreter-Krick

Bloß nicht aufgeben

Sie ernährt sich gesund, treibt Sport im verordneten Maß und bewegt sich viel an der frischen Luft um sich zu stärken. Ihre Seele stärkt sie durch Meditationen und Entspannungstechniken. Trotz aller Beschwerden und Einschränkungen blickt Heike Spreter-Krick optimistisch nach vorne: „Die Krankheit ist sehr schmerzlich. Sie hat mich aber trotz allem sehr in meiner Persönlichkeitsentwicklung weitergebracht. Ich möchte andere Menschen darüber aufklären. Deshalb habe ich eine Selbsthilfegruppe gegründet und meine Erfahrungen in einem Buch zusammengefasst“, sagt sie. Und weiter: „Ausdrücklich möchte ich keine Panik verbreiten. Ich rate aber, auf die Anzeichen einer Blutvergiftung zu achten, rechtzeitig einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen und bei der Untersuchung die Möglichkeit einer Sepsis anzusprechen.“ Man müsse nicht bei jeder Kleinigkeit zum Doktor. Aber: „Wenn Wunden schlecht heilen, wenn sie heiß werden, wenn sich etwas merkwürdig anfühlt oder wenn sich ein Krankheitsgefühl einstellt, wie man es noch nie erlebt hat, dann ist es höchste Zeit, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich nicht abwimmeln zu lassen.“ Allen Betroffenen macht sie Mut: „Auch wenn die Beschwerden durch die Sepsis ganz erheblich sind, sage ich mir jeden Tag, das Leben ist wunderschön, auch wenn ich jetzt mit den Einschränkungen zurecht kommen muss.“  


Weitere Informationen zur Selbsthilfeförderung finden Sie unter: